ARTIKEL
vom 11.12.2007, Feuilleton
der Passauer Neuen Presse
Zwischen Traum und Mythos
Michael Maschka und Reinhard Schmid zeigen „Verborgene
Welten“ im Viechtacher Rathaus
Surreale Welt: „Dame mit Hut“ nennt Michael Maschka sein Ölbild;
„Erstbesteigung“ heißt Reinhard Schmids Glasmalerei. (Foto: Rathaus)
Alles,
was schön ist an der Kunst, das wird für Michael Maschka und Reinhard
Schmid durch „das deuterische Gerede“ ad absurdum geführt, zerstört;
so ist den beiden am liebsten, das Werk wirkt für sich. In der ersten
gemeinsamen Ausstellung des bekannten Vertreters des Phantastischen
Realismus, Michael Maschka, und des Viechtachers Reinhard Schmid braucht
man keine Erklärung und keine Deutung. Die Bilder wirken emotional
und stark auf den Betrachter.
Die beiden Künstler haben sich 2005 bei einer
Dalí-Ausstellung kennengelernt und beschlossen, miteinander auszustellen.
Zusammen mit Michael Maschka, der für seine außergewöhnlichen in Mythologie,
Traum und Fabel gründenden, virtuos und altmeisterlich gefertigten
Arbeiten in diesem Jahr mit dem französischen Kulturpreis ausgezeichnet
wurde, macht Schmid das Alte Viechtacher Rathaus zu einem lohnenden
Ausflugsziel. Noch bis zum 11. Januar ist hier eine der sehenswertesten
und schönsten Doppel-Ausstellungen - Maschka zeigt rund 50 Werke,
Schmid 15 - zu bewundern, die es im ausklingenden Jahr in Ostbayern
gibt. „Verborgene Welten“ heißt sie, obgleich es schade wäre, würden
jene Welten durch diese Ausstellung nicht doch ein wenig offenbar.
An der Offenbarung, jedenfalls am apokalyptischen „Europa“ kommt man
nicht vorbei. Nicht nur, weil dies riesige Bild Maschkas gleich über
dem Treppenaufgang hängt. Und manch einer mag jetzt verstehen, warum
die eindeutige Sprache des Sachwissens letztlich keine Chance hat
gegenüber der Vieldeutigkeit visionärer Bildsprache (meist in Öl auf
Leinwand oder Platte), zum Beispiel bei zauberhaften Farbspielen ätherischer
Frauenkörper, deren aufbegehrenden, nach Halt suchenden Arme mit den
Ästen der Bäume verschmelzen. Da sind die Nymphen, „Diana mit Hund“,
pralle rote Rosen, die aus dem Soldatenhelm des Herrschers wachsen,
ein Bild, das während des Irakkrieges entstand: weibliche Metapher
erotischer Sehnsüchte und Synonym des Antimilitarismus! Zauberhaft
auch die zarten Radierungen: „Sphinx“, „Sirene“ und „Madonna im Gehäus“.
In der Vorliebe für bestimmte Bildelemente, wie der kühlen verschachtelten
Assoziation der „Quelle“ sieht Reinhard Schmid Affinitäten zu Maschka.
Reinhard Schmids Intention ist es, jenen „leblosen, flächigen, wie
in Butter gemalten“ Charakter des „traditionellen“ Hinterglasmalens
zu überwinden. So arbeitet er mit Bleistift, Aquarell und Öl hinter
Glas. Zu sehen sind die Stationen aus dem Leben der Agnes Bernauer:
26 Scheiben-Motive in einer wunderschönen Glaswand, welche Reinhard
Schmid auf Wunsch seines Vaters, Rudolf, für die „Gläserne Scheune“
schuf - beredt und tief genug. Schmid, der „positive“ Viechtacher,
dem „es nicht gelingt, ein grässliches Bild zu malen“, glänzt in dieser
Ausstellung nicht nur mit dem eindrucksvollen Agnes-Bernauer-Zyklus.
„Das Prickelnde, Erotische, Ironische, Hintergründige, die Erstbesteigung“
reizt ihn gleichfalls, ebenso die Reise, das Meer, das „Unterwegssein“.
Nicht zuletzt das Unterwegssein in der Kunst. Marita
Pletter
Bis
11. Januar, Mo. bis Do. 8 bis 17 Uhr; Fr. 8 bis 12 Uhr.